Vom Sportlehrer zum Nanoman

Wenn Pardam-Direktor Jan Buk über anorganische Nanofasern spricht, glaubt man nicht, dass er mal Englisch- und Sportlehrer war. Und nur zufällig zur Nanotechnologie kam. Heute hat Buk in Roudnice nad Labem eine Firma, die ihresgleichen sucht. Ihre Nanofasern sind der wichtigste Bestandteil einer revolutionären 3D-Batterie aus Tschechien. Für neue Membranen in der Lebensmittelfiltration erhielt Pardam den Preis „Visionär“.

„Vor acht Jahren wusste ich über Nanotechnologie gar nichts“, lacht Jan Buk. Nach dem Abitur ein Studium an der Technischen Uni Prag. Abbruch nach einem Jahr und Aufbruch für zwei Jahre nach England. Als Au-pair. Zurück in Tschechien dann kurzzeitig Kneipier, längerfristig Englischlehrer und parallel dazu ein Sportstudium. An seiner Mittelschule gründet Buk schließlich das Trainingszentrum „Fußballfarm“. „Damals bot ein Freund mir an, zum Tschechischen Fernsehen zu gehen“, erzählt Buk. Er sagt zu und arbeitet an der Entstehung des Live-Streamings der Fußballliga-Spiele mit.

Pardam-Direktor Jan Buk
Jan Buk wurde vom Sportlehrer zum NanoMann. Foto: ©Privat

Der Weg zu den Nanofasern war länger

2009 erhielt er schließlich ein Angebot, sich an einem Projekt im Bereich der anorganischen Nanofasern zu beteiligen. „Damals war mir das Umfeld im Fernsehen nicht mehr dynamisch genug, und so nahm ich die Herausforderung an. Und heute bin ich der Einzige aus dem Nano-Team, der durchgehalten hat“, sagt er und gibt zu, dass der Weg zum Erfolg mehr Kraft gekostet hat als erwartet.

Bei seinem Wechsel zu Kertak Nanotechnologie dachte Buk, dass man Maschinen kauft, mit der Produktion beginnt und seine einzige Aufgabe Marketing und Vertrieb sein würden. „Wir fanden bald heraus, dass die Technologie nicht ausgereift war und es in Tschechien eigentlich keinen Markt für anorganische Nanofasern gibt.“ Dennoch sahen er und seine Mitarbeiter in den Nanofasern Potenzial und verbrachten drei Jahre damit, die Technologie zu studieren und zu verbessern. Knackpunkt war das Geld: Es war nicht möglich, für ein so junges Unternehmen wie Kertak Geld für Forschung zu erhalten. Es brauchte eine Gesellschaft mit wirtschaftlicher Vorgeschichte. Das war das Unternehmen Pardam. Heute hat es neun Mitarbeiter, drei Patente, zwei Patentanmeldungen und fünf Endprodukte. Außerdem befasst sich das Team mit der Entwicklung von Nanomaterialien und Produkten auf Kundenwunsch.

„Aus unseren Nanofasern wird der Separator für die 3D-Batterie des Unternehmens HE3DA hergestellt. Für die Batterie spielt er eine Schlüsselrolle. Nur durch ihn ist sie bis 500 Grad Celsius thermometrisch stabil und gegen mechanische Belastung resistent. Man kann einen Nagel durch die Batterie schlagen und sie funktioniert immer noch“, erzählt Buk. Heute verwendete Kunststoff-Separatoren seien die größte Hürde in der Batterieentwicklung. Herkömmliche Lithium-Batterien sind fast unbrauchbar für größere Blöcke, weil sie überhitzen und explodieren können. Tesla Motors muss deshalb komplexere Steuerungssysteme einschließlich Kühlung verwenden.

Eine CZ-Firma ist keine US-Firma

Die Nano-Revolution bei Batterien ist nicht der einzige Forschungserfolg. Vieles dreht sich im Moment um Biomedizin und Nanofaser-Membranen als Schwimmbadfilter oder bei der Filtration von Wein oder Öl. „Dort ersetzen sie Zelluloseplatten. Im Vergleich dazu hinterlassen sie keinen Beigeschmack und man kann sie wiederholt verwenden. Normalerweise werden 10 Prozent des Produkts weggeworfen. Das sparen unsere Membranen ein“, sagt der tschechische Nanotechnologe.

Wenn amerikanische Partner die Firma besuchen, sind sie überrascht, was man in Roudnice nad Labem alles kann. „Und ich sage ihnen immer: Das sind die goldenen tschechischen Hände, Jungs“, so Buk. Er ist überzeugt, dass sie es als ein amerikanisches Unternehmen leichter gehabt hätten. Als tschechisches Unternehmen mit weniger finanziellen Mitteln konnten sie nicht sinnlos Geld ausgeben, sondern mussten sorgfältig und effektiv investieren. „Einmal hat mich eine Schlagzeile beeindruckt, die genau zu Tschechien passt“ so Buk. „Geld verdirbt die Kreativität“.

Autor: Lucie Kůsová

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