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Ein Startup aus Brünn zeigt Unternehmen Wege zu Industrie 4.0 auf. 

Das junge Unternehmen Sewio hat eine Technologie zur genauen Indoor-Standortbestimmung entwickelt und liefert sie in dutzende Länder weltweit. Für tschechische Firmen ein möglicher Schritt in Richtung Industrie 4.0, aber auch Sporttrainer oder Einzelhändler setzen die kleine Box ein, um mit ihrer Hilfe das Verhalten ihrer Zielgruppe aufzuzeichnen und zu analysieren.

Der Autoschlüssel ist wieder verschwunden – es folgt eine lange, manchmal vergebliche Suche. Zu wissen, wo sich etwas befindet, spart Zeit und Geld. Das gilt auch für die Industrie, den Handel und viele weitere Branchen. Die Lösung des Brünner Startups Sewio ist ein System zur Lokalisierung in geschlossenen Räumen. Sie kann die Bewegung von Sachen, Maschinen und Menschen in Gebäuden auf den Zentimeter genau verfolgen. In Echtzeit. Weltweit gibt es dabei nur ein paar Firmen, die mit Sewio konkurrieren können.

Im Unterschied zum satellitengestützten GPS setzt das Tech-Startup auf ein ganz anderes Prinzip. Chips, die praktisch überall installiert werden können, senden niederfrequente Radiowellen aus, die von Empfangsmodulen aufgezeichnet werden. Eine spezielle Software analysiert die Daten anschließend.

Auf dem Weg zu Industrie 4.0

Wie sich dreieinhalb Jahre nach der Entstehung von Sewio zeigt, hat gerade diese Technologie gefehlt. „Es gibt zahlreiche riesengroße Möglichkeiten. Die Nachfrage aus den unterschiedlichsten Branchen wächst“, sagt Milan Šimek, einer der Mitgründer. Dabei könne Sewio gerade Technologieunternehmen dabei helfen, den Weg in Richtung Industrie 4.0 zu finden. Auf die Lösung des Startups, das im Südmährischen Innovationszentrum JIC entstanden ist, setzt bereits seit 2015 Škoda Auto, weitere Automobilhersteller kommen hinzu.

„Sewio versetzt Sie in die Lage, einen Herstellungsprozess zu steuern und anzupassen sowie dessen weiteren Verlauf vorherzusagen“, sagt Šimek, um zu erklären, weshalb sich immer mehr Unternehmen nicht nur aus Tschechien, sondern vor allem auch aus Deutschland, Frankreich und weiteren Ländern an sein Startup wenden. Daher hat es bereits vergangenes Jahr in München und dieses Jahr in Lyon ein Büro eröffnet. „Wir sehen dort großes Wachstumspotenzial und wollen unsere Verkaufs- sowie Beratungstätigkeiten erhöhen“, erläutert Šimek die aktuellen Pläne von Sewio. Abgesehen von den bereits erwähnten Ländern, liefert das Unternehmen seine Lösung in rund 40 weitere Länder weltweit.

RTLS-TDOA PLATFORM von Sewio. Bildquelle: Sewio

Sewio ist natürlich auch in Tschechien aktiv, wo ein großes Interesse an Industrie 4.0 besteht. Zu diesem Thema wurden bereits dutzende, wenn nicht sogar hunderte Konferenzen und Debatten abgehalten. Die Praxis hinkt aber immer noch hinterher. Viele Firmen können sich oftmals keine konkreten Einsatzszenarien für Industrie 4.0 vorstellen, unklar ist oft auch die Einbindung in den bisherigen Produktionsprozess.

Sewio hat deshalb in Zusammenarbeit mit dem JIC im Intemac-Labor eine Produktionszelle eingerichtet, in der sie demonstrieren, was heute bereits möglich, was umsetzbar ist und zu wem welche Lösung passt. „Firmen haben uns gerade nach diesen Sachen häufig gefragt, so dass wir uns dazu entschieden haben, einen Ort zu schaffen, an dem sie sich die Lösungen selbst anschauen können“, sagt Šimek.

Standortbestimmung auch beim Sport

Sewios intelligente Technologie, die ihre Wurzeln an der Technischen Universität in Brünn hat und später von Šimek und seinem Kollegen und Firmenmitbegründer Lubomír Mráz für die Europäische Weltraumagentur ESA weiterentwickelt wurde, eignet sich nicht nur für die Industrie. Die genaue Standortbestimmung wird auch in Geschäften verwendet, wo dank dieser Technologie das Verhalten und die Bewegungen der Kunden in den Geschäften analysiert werden können.

„Der dritte große Bereich, in dem unsere Lösungen zum Einsatz kommen, sind Sport und Unterhaltungsindustrie, beispielsweise Lasergames und Kartrennen“, sagt Šimek. Im Sportbereich hilft sie Trainern beim Beobachten ihrer Schützlinge, um die Effektivität des Trainings zu erhöhen oder – um es mit anderen Worten zu sagen – zu erkennen, wer gerade ein wenig herumbummelt. Potenzial besteht laut Šimek ebenfalls im Gesundheitswesen, wo im Moment aber auch noch andere Technologien ausreichen, die nicht ganz so genau sind wie die Lösung aus Brünn.

Autor: Pavla Francová

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