Viel Potenzial am Markt für Augenoptik

Von Gerit Schulze | Germany Trade & Invest

Seit 2024 legt die Kaufkraft tschechischer Verbraucher wieder kräftig zu, doch in den Optikergeschäften ist davon noch nicht viel zu spüren. „Die Kaufzurückhaltung der Kunden ist weiterhin groß“, sagt Christoph Schlesiger, Geschäftsführer der tschechischen Fielmann-Tochter.

Den Trend bestätigt Michael Hubensack, der das Geschäft von Carl Zeiss in Tschechien, Polen und der Slowakei leitet. „Obwohl der Konsum insgesamt steigt, ist in den Optikergeschäften weniger los. Deshalb beginnen nun Verteilungskämpfe um das kleiner werdende Marktvolumen.“ Nach Berechnungen von Statista Market Insights sind die Umsätze mit Produkten der Augenoptik in Tschechien 2024 leicht auf 557 Millionen Euro gesunken. In den kommenden Jahren erwarten die Marktforscher moderate Zuwächse zwischen 1 und 2.

Laut verschiedenen Quellen tragen etwa 44 % der Tschechen eine Brille, weitere 9 % nutzen Kontaktlinsen. In Deutschland sind zwei von drei Einwohnern Brillenträger. Dabei wird eine Brille in Tschechien länger getragen als im Nachbarland. Fielmann-Geschäftsführer Schlesiger geht von drei bis vier Jahren aus. Mit Aufklärung und Marketing könnte diese Frequenz erhöht werden, glaubt der Marktkenner.

Bei Gleitsichtbrillen ist der Anteil in Tschechien mit 12 bis 15 % weniger als halb so groß wie in Deutschland. Das liegt zum einen am höheren Preis. Zum anderen „haben die Kunden hierzulande in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit solchen Produkten gemacht“, erklärt Christoph Schlesiger. Optikergeschäfte hätten die Gleitsichtbrillen ohne spezielle Beratung und Rücknahmegarantie verkauft und so bei vielen Kunden für Unmut bei der Anwendung gesorgt.

Fielmann, seit 2021 auf dem tschechischen Markt aktiv, wolle auch bei der Servicekultur neue Maßstäbe setzen. Bislang hat das Hamburger Unternehmen 18 Niederlassungen in Tschechien. Zwanzig weitere sollen in den kommenden Jahren hinzukommen. Allerdings hat die Expansion Tücken, berichtet der Prager Geschäftsführer. „Für den Innenausbau jeder Niederlassung benötigen wir eine Baugenehmigung. Auf die warten wir drei Monate und mehr.“ Erst nach der Eröffnung der Filiale kann die Registrierung als medizinische Einrichtung erfolgen, um dann Sehtests durchzuführen. „Wir müssen die Niederlassung also ohne unser Kerngeschäft eröffnen“, kritisiert der Manager.

Die großen internationalen Hersteller von Brillengläsern wie EssilorLuxottica, Carl Zeiss, Rodenstock und Hoya sind seit langem im tschechischen Markt vertreten. Rodenstock hat sogar eine eigene Fertigung in Klatovy. Das Werk wird stetig erweitert, für 2024 war die Installation neuer Roboter geplant. Die schwäbische Deutsche Augenoptik AG (DAO) lässt im westböhmischen Domažlice Brillengläser einschleifen.

Zu den größten tschechischen Herstellern von Brillengläsern gehört Optika Čivice aus Pardubice. Außerdem hat das slowakische Unternehmen Sagitta eine starke Marktposition.

Im Filialgeschäft kommt Dr. Optik auf die meisten Standorte, allerdings häufig in kleineren Orten, sodass der Umsatz nicht an die Marktführer GrandOptical und Fokus Optik heranreicht. GrandOptical ist Teil des französischen Konzerns EssilorLuxottica. Fokus Optik ist zum Teil aus dem tschechoslowakischen Staatsbetrieb für Optikergeschäfte hervorgegangen.

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