Smart City Expo & Region Barcelona

Wer im November nach Barcelona reist, hat in den meisten Fällen dasselbe Ziel: Den Smart City Expo World Congress. 45.000 Quadratmeter, über 24.000 Besucher, 700 Städte und 146 Länder – das ist die Bilanz 2019, Tendenz steigend. Wer hier nicht seine Visionen oder Lösungen präsentiert, hat in den meisten Fällen keine. Die DTIHK hat ihren „Smart Pilot“ gestartet und ist mit einer kleinen Delegation in die Region Barcelona eingetaucht. Denn die hat noch viel mehr Smartes zu bieten als nur die Expo. Und für 2020 organisieren die Auslandshandelskammern Tschechiens, Rumäniens, Italiens und Österreichs gemeinsam mit Bayern Handwerk International und weiteren Partnern diese Reise für Unternehmen, Universitäten und öffentliche Verwaltungen. Eine „bundesgeförderte“ Inspiration! Die DTIHK-Delegation mit jeweils einem Vertreter der Zielgruppen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Stadtverwaltungen lotete vor Ort bereits das spannende Programm für 2020 aus: Smarte Projekte und Konzepte im Großraum Barcelona – mit Technologie, aber auch ganz viel Mensch.


Die Superblocks

Stellen Sie sich vor, Straßen wären zum Bummeln, Kreuzungen zum Entspannen und Spielen – und Autos eine Randerscheinung. Diese Idee hat einen Namen: Superblock. Das sind klassische Häuserblocks, in denen ein Verkehrskonzept umgesetzt ist, das dem Prinzip folgt: Alles beginnt mit dem Menschen, nicht mit der Technologie. Jenseits vom Expo-Trubel und Smart-Hype besuchen wir in der Avenida Drassanes im Zentrum Barcelonas das öffentliche Konsortium BCNecologia. In unscheinbaren Räumlichkeiten wird an diesem großen urbanen Lebens- und Mobilitätskonzept gearbeitet. Der Direktor Salvador Rueda forscht seit den 1980er Jahren daran. Sechs Superblocks im Zentrum gehören schon zur Lebenswirklichkeit von Barcelona. „Das Auto ist eines der wichtigsten Artefakte der Menschheit. Aber wir sind gegen seinen Missbrauch in unseren Städten“, so Rueda. Das Grundprinzip des Superblocks: Sie können mit dem Auto langsam hinein- und auch wieder hinaus-, aber nicht durchfahren. Privatautos sind noch erlaubt, öffentlicher Nahverkehr und Lieferverkehr docken an Verkehrsknotenpunkten an, Kreuzungen werden zu Plätzen des städtischen Lebens. Superblocks sind keine Vision mehr, wir haben Sie uns mitten in Barcelona angeschaut!

Superblock Barcelona

Die nachhaltige Stadt Sant Cugat

Wer wissen will, wie Nachhaltigkeit geht, der sollte Sant Cugat del Vallès besuchen, eine Stadt in der katalanischen Provinz, in 30 Minuten per Zug von Barcelona aus erreichbar. Grün, mehr Bäume als Menschen, so scheint es, rund 90.000 Einwohner, davon laut Umfragen 92 % glücklich, ein blutjunges Durchschnittsalter von 38 Jahren. Der Weg zum Rathaus führt durch ein weitläufiges Netz von schmalen Einkaufsstraßen. Früher fuhren und parkten hier überall Autos, berichtet uns Victor Martinez del Rey, Direktor für städtische Qualität und Mobilität. In der Stadt gibt es bereits über sechs E-Ladestationen und rund 1000 E-Mobile. Straßenlaternen reagieren auf Bewegung und leuchten nach Bedarf. Wer in Sant Cugat bauen oder umbauen will, dessen Haus muss energieeffizient sein und das Grauwasser nutzen über ein Wasserwiederverwendungssystem. Sonst erteilt die Stadt keine Genehmigung. Die Belohnung: Ermäßigungen bei Steuern und Gebühren. Solche Aktionspläne für Energie, Mobilität, Bau- und Wasserwirtschaft kosten die Politiker zumeist die Wiederwahl. Nicht in Sant Cugat del Vallès.

Smart City Expo Barcelona

Die Smart City Expo Barcelona

Die urbane Welt zu Hause in Barcelona – die Smart City Expo ist in den letzten Jahren zum Pflichtprogramm geworden für alle, die smarte Lösungen anbieten, implementieren oder sich einfach inspirieren wollen. Das reicht von kleinen Lösungen für ein intelligentes Monitoring von Infrastruktur über Healthcare-Systeme wie den „Medibus“ bis hin zu ganzheitlichen Stadtkonzepten. Oder auch Open-Source-Software-Plattformen wie #FIWARE. Die Plattform wurde gegründet von der Europäischen Union in Zusammenarbeit mit der deutschen Bundesregierung. Das Ziel: APIs in Europa zu standardisieren, also Programmierschnittstellen, die anderen Programmen das Andocken ermöglichen. Wenn eine Stadt eine State-of-the-Art-Lösung gefunden hat, können andere Städte dies direkt adaptieren. Der Smart City Expo World Congress in Barcelona bringt Führungskräfte, Vertreter der öffentlichen Hand, Unternehmer, Experten und Wissenschaftler aus der ganzen Welt zusammen, um voneinander zu lernen, Erfahrungen auszutauschen, über Bewährtes zu sprechen und neue Wege für die internationale Zusammenarbeit zu eröffnen.

Seien Sie 2020 mit dabei!

Kontakt: solcova@dtihk.cz

Text: Christian Rühmkorf

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