Alte Marke rostet nicht
Die Firma Antikon will mit ihrem Mittel gegen Korrosion an vergangene Erfolge anknüpfen
Der Eiffelturm rostet. Aus Sorge um das Pariser Wahrzeichen legten die Beschäftigten im Februar ihre Arbeit nieder. Die Behörden hatten einen Rat von Gustave Eiffel missachtet. Wenn die Stahlkonstruktion alle sieben Jahre einen neuen Anstrich bekäme, prophezeite der Bauingenieur, werde sie keinen Rost ansetzen und ewig halten. Doch der letzte liegt schon 15 Jahre zurück. Damals trugen Maler auf 250.000 qm über 60 Tonnen Speziallack auf. Der Streik ist mittlerweile beigelegt, der Eiffelturm wird demnächst gestrichen.
Von solchen Mammutprojekten ist die 2020 gegründete Firma Antikon weit entfernt. Doch 1.300 Kilometer östlich von Paris, in der mährischen Gemeinde Přemyslovice, produziert sie einen Anstrich, der sicher auch dem Erbauer des Eiffelturms gefallen hätte. Die bereits Ende der 1960er entwickelte Beschichtung eignet sich nicht nur für Stahl, sondern auch für Beton, schützt nicht nur vor Rost, sondern auch vor Nässe. „Antikon“ steht für „antikorozní nátěr“. Den „Anstrich gegen Korrosion“ gibt es in drei Varianten, je nach Einsatzbereich. Das Besondere: Stahlbauten werden selbst bei bestehendem Rost geschützt. Zum Einsatz kommt Antikon an Brücken oder beim Tunnelbau. Auch Wasserspeicher, Silos und Hochspannungsmäste werden damit langlebiger.
Michal Kopřiva gründete die Firma mit seinem Freund Zbyněk Exler mitten in der Corona-Pandemie. Beide stammen aus der Gegend um Svitavy. Kopřiva studierte an der TU Chemnitz, baute danach unter anderem das „IHK-Kontaktzentrum für sächsisch-tschechische Wirtschaftskooperation“ mit auf. Der Geschäftsführer von Antikon DE will die Marke in den DACH-Ländern bekannter machen und gemeinsam mit seinem Partner konzentriert er sich auch auf das Geschäft in Tschechien. Von der Lebensdauer des Produkts zeigt sich Kopřiva überzeugt: „2011 wurden die Innenseiten der Kessel für das Grauwasser im Nationaltheater in Prag mit Antikon behandelt. Die Kessel erfüllen bis heute die Druckprüfungen.“ Weitere Forschungen und Entwicklungen sowie Labortests und Zertifizierungen hält der 47-Jährige für „enorm wichtig“, um die Qualität und bestimmte Eigenschaften zu belegen, aber auch um Vertrauen zu schaffen.
„Wir holen Antikon aus dem Dornröschenschlaf.“
Michal Kopřiva, Antikon
Entwickelt wurde Antikon in der ČSSR. Für die Industrieregion Ostrava suchte die Regierung nach einer Lösung, wie man Metallkonstruktionen, aber auch den Beton im Bergbau besser schützen kann. Sie beauftragte die TU in Brünn mit der Entwicklung eines entsprechenden Anstrichs. Die Kooperation zwischen Staat und Wissenschaft erwies sich als Erfolg. „Im Kommunismus wurden bis zu 2.000 Tonnen im Jahr hergestellt“, sagt Kopřiva. Doch mit der Wende verschwand zunächst auch Antikon vom Markt. 1995 sicherte sich ein Spediteur die Rechte an der Traditionsmarke, machte damit jedoch kaum Geschäfte und verkaufte sie vor drei Jahren an Kopřiva und Exler.
„Wir holen Antikon aus dem Dornröschenschlaf“, meint Kopřiva. In den Visegrád-Staaten sei die Traditionsmarke immer noch bekannt. Das gelte es auszunutzen. „Um auch auf dem deutschen Markt Fuß zu fassen, brauchen wir mehr Referenzen. Eine dicke Mappe kann zum Türöffner werden“, glaubt Kopřiva. 2023 erhielt der Staudamm bei Třebíč einen neuen Schutzanstrich. Dabei wurden 5.800 qm mit Antikon bearbeitet. Zum Einsatz kam die Anstrichmasse auch bei der Sanierung des Wärmenetzes in Most, bei der Behandlung der Kollektoren im Karlsbader Hotel Thermal und einer Kläranlage in Tachov.
Auf Fachmessen wie der „bauma“ oder der Wiederaufbaumesse „ReBuild Ukraine“ knüpfte Kopřiva wertvolle Kontakte. „Kleinere Messen, etwa in Sachsen, oder Speed Business Meetings, wie sie die DTIHK veranstaltet, sind ebenfalls interessant.“ Über CzechTrade erreichte sie vor kurzem sogar eine Anfrage aus Georgien. „Wir setzen immer auf Qualität und unsere Stärke als Dienstleister“, nennt Kopřiva einen Leitsatz seines Unternehmens. Für Antikon gehe es um die Wertschöpfung vor Ort und den Schutz von Gütern, um soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit. Seine Rohstoffe bezieht Antikon fast ausschließlich aus Tschechien. Laut Kopřiva ist der Umsatz bisher jedes Jahr gestiegen, „trotz der schweren Zeiten für die Baubranche“. Der Zukunft schaut er positiv entgegen: „Um das Jahr 2030 wollen wir die größtmögliche Produktionskapazität erreichen, also fast so viel wie zu Spitzenzeiten vor der Wende. Die Entschlossenheit und Erfahrung dafür haben wir.“