American Dream aus dem Kuhstall

Mit Hightech-Krankenhausbetten made in Czech Republic an die Weltspitze

 

Es begann in einem halbverfallenen Kuhstall bei Slaný und der erste Angestellte war ein Obdachloser. Heute ist Linet eine der erfolgreichsten Firmen in Tschechien und war keinen einzigen Monat ihres 27-jährigen Bestehens im Minus.

Linet exportiert in mehr als einhundert Länder der Erde, das Unternehmen gehört weltweit zu den vier größten Herstellern von Klinik- und Pflegebetten. Wie ist es zu dieser tschechischen Geschichte eines American Dream gekommen? „Ich wollte immer etwas Großes machen, und in den 1990er Jahren waren die Bedingungen ideal dafür, unternehmerisch tätig zu werden“, erinnert sich Linet-Gründer Zbyněk Frolík.

Glück in Deutschland

 

Schon in den 1980er Jahren erkannte Frolík als technischer Leiter des Krankenhauses Motol in Prag, dass neue, moderne Klinikbetten gebraucht würden. Er begann sich für die heimischen Hersteller zu interessieren. Nach der politischen Wende gingen diese Betriebe aber Pleite, und Frolík ergriff Eigeninitiative. „Ich konstruierte den ersten Prototyp eines Bettes, kaufte einen Kuhstall und lieh mir Maschinen von den umliegenden Betrieben einer konkursen LPG“, sagt Zbyněk Frolík. Anfangs produzierte Linet, alles Mögliche, das Wichtigste war der Absatz. „Wir haben dann auch die ersten Betten gefertigt. Als Problem stellte sich aber heraus, dass kein Klinikleiter ein teures Bett aus einem Kuhstall kaufen wollte“, sagt Frolík heute belustigt.

Außerdem verlangten damals alle nach Waren aus dem Westen.

Der Neu-Unternehmer suchte daher im Ausland nach einem Partner – und hatte Glück in Deutschland: „Ich habe die Hälfte der Firma dafür angeboten, dass jemand mein Partner wird.“ Die Chefs der – damals noch kleinen – Wissner-Bosserhoff GmbH gingen auf das Angebot ein, und mit dem deutschen Partner an der Seite begann sich die Position von Linet auf dem Markt schnell zu wandeln. Die Krankenhäuser kauften nun die Betten, die junge Firma wuchs. „Wir haben ein gutes Image aufgebaut, ein schönes Design geschaffen und gute, billige Arbeitskräfte angeworben. Außerdem waren wir leidenschaftliche Unternehmer. Es funktionierte nach einfacher Mathematik: Hierzulande konnten wir deutlich billiger produzieren, zugleich hatten wir Zugang zu den besten und teuersten Märkten wie dem deutschen“, so Frolík. Bis heute verstehe er sich mit den Gesellschaftern aus dem Nachbarland sehr gut, fügt der Unternehmensgründer an.

Hightech-Betten

Linet beschäftigt heute 1500 Menschen in der ganzen Welt. Die zentrale Rolle des Erfolgs spielen dabei die Entwicklung eigener Produkte und technische Innovationen. „Unsere Betten sind Hightech-Geräte, die aus 6000 Teilen bestehen und so teuer wie ein neues Auto sind“, sagt Zbyněk Frolík. Gerade die jüngste Entwicklung bei der Nutzung moderner Technologie ist derzeit ein großes Thema. „Wir investieren in Industrie 4.0, also in die Automatisierung nicht nur einzelner Produktionskomponenten, sondern auch der Logistik und der anschließenden Schritte“, so Frolík.

Quelle: Linet.com

Die zweite Sache ist der verstärkte Einsatz von Technologie im Gesundheitswesen, und das betrifft direkt auch Linet. Bei Klinikbetten geht es um den Einbau von Sensoren und Vorrichtungen, um zum Beispiel Puls und Atmung online zu messen. Oder auch die Nutzung für weitere Behandlungsschritte, indem sich Teile des Betts unterschiedlich bewegen lassen und man dadurch zur Mobilisierung der Beine beitragen kann. „In Zukunft werden die Menschen weniger Zeit im Krankenhaus verbringen und stattdessen ambulant behandelt oder im Altersheim gepflegt. Die Betten werden dabei verschiedene Parameter über den Gesundheitszustand des Patienten messen und die Daten automatisch und in Echtzeit an den behandelnden Arzt weiterleiten. Der entscheidet dann, ob eine persönliche Untersuchung notwendig ist“, so die Vision von Frolík.

Technische Vorrichtungen werden kontinuierlich billiger und damit besser finanzierbar. Bei Linet ist man sich der Bedeutung von Innovationen bewusst und investiert daher beständig in Neuerungen. Dabei reicht es nicht, dass Neuerungen nur interessant sind – sie müssen sich auch auszahlen. „Wir verkaufen nicht einfach nur Betten, sondern Lösungen. Dem Kunden müssen wir sagen können, was das jeweilige Produkt zusätzlich bringt“, erläutert Frolik mit dem Hinweis, dass beim Geschäft die Emotionen eine wichtige Rolle spielen: „Wir wollen Objekt des Wunsches sein, nicht nur der bloßen Wahl.“

Autorin: Pavla Francová
Bildquelle des Beitragbildes: Linet

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