H2: Tschechien setzt auf Importe

Gerit Schulze | Germany Trade & Invest

Tschechiens petrochemische Industrie produziert schon heute beträchtliche Mengen Wasserstoff, doch dieser wird vor allem in der Chemiebranche genutzt. Aufgrund hoher Preise von bis zu 20 Euro pro Kilogramm ist das Gas für andere Anwendungen wenig konkurrenzfähig.

Tschechien plant die breite Markteinführung von Wasserstoff in drei Etappen, in denen der Erzeugerpreis für den Energieträger schrittweise sinkt:

  • Fokus auf grüne Wasserstoffproduktion aus erneuerbaren Quellen, vor allem in ehemaligen Kohleregionen, etwa in Karlovy Vary, Ústí nad Labem und Mährisch-Schlesien.
  • Ziel ist eine Produktion von rund 20.000 Tonnen Wasserstoff jährlich, der vor allem in der Industrie und im Verkehrssektor genutzt werden könnte.
  • In anderen Ländern wird die Produktion von grünem Wasserstoff billiger sein.
  • Daher setzt Tschechien perspektivisch auf Importe aus Ländern wie Nordafrika, der Ostsee-Region, Skandinavien, dem Balkan oder der Ukraine.
  • Das bestehende Erdgas-Pipelinesystem soll dafür so umgerüstet werden, dass ein leistungsfähiges Transportnetz entsteht.
  • Ziel, eigene Innovationen in der Wasserstoffproduktion und bei Brennstoffzellentechnologien voranzutreiben, um auch preislich mit importiertem Wasserstoff konkurrieren zu können.
Bau von Wind-, Solar- und Wasserkraftanlagen2.275
Aufbau von Elektrolyseuren1.078
Anschaffung von Wasserstofffahrzeugen und Aufbau der entsprechenden Infrastruktur878
Umnutzung der Gastransport- und Verteilerleitungen208
Infrastruktur zur Speicherung von Wasserstoff80
Produktion von synthetischen Kraftstoffen (E-Fuels)40
Quelle: Studie „Bereitschaft der Tschechischen Republik für Wasserstoffwirtschaft“, PwC u.a. 2024
  • Wasserstoffbusse in Prag: In Prag sollen mehr Wasserstoffbusse eingesetzt werden. Eine Machbarkeitsstudie und Wirtschaftlichkeitsanalyse laufen mit EU-Unterstützung. Zudem ist eine Solaranlage zur klimaneutralen Wasserstoffproduktion geplant.
  • Škoda H’City Wasserstoffbus: Der von Škoda Electric weiterentwickelte TriHyBus fährt seit 2023 im Linienverkehr in Prag und hat eine Reichweite von 350 km.
  • Wasserstoffzüge: Tschechiens Eisenbahn plant den Einsatz von Wasserstoffzügen auf rund 6.000 km nicht elektrifizierter Strecken. Eine Machbarkeitsstudie zeigt Kostenvorteile gegenüber Elektrifizierung und Dieselloks.
  • Tatra Lkw mit Brennstoffzelle: Der Force e-Drive Lkw von Tatra mit 400 km Reichweite wird für den Bergbau entwickelt. Das Projekt erfolgt in Zusammenarbeit mit der Prager Hochschule für Chemie und dem Forschungsbüro ÚJV Řež.
  • Deutsch-tschechische Kooperationen: Projekte wie der Czech German Hydrogen Interconnector und HyBaBo fördern die grenzüberschreitende Wasserstoffversorgung und Forschung zwischen Tschechien und Deutschland.
Fahrzeugtyp202520302035
Pkw2003.0008.000
Leichte Nutzfahrzeuge (N1)508003.500
Schwere Lastwagen (N2, N3)103801.500
Busse10200350
Quelle: Aktualisierung des Nationalen Aktionsplans Saubere Mobilität, August 2024

Foto: Ministerstvo dopravy ČR, Petr Hejna (DPP)

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