HOME OFFICE = Ende der Unternehmenskultur? (Teil 1)
Unsere Umfrage unter Kunden, die zusammen 350.000 m2 Büros gemietet haben, ergab, dass 70 % von ihnen nach der Covid-Krise in größerem Umfang im Home Office weiterarbeiten werden, jedoch mit bestimmten Einschränkungen (nur bestimmte Positionen, Anzahl der Tage pro Woche). Nur 17 % gaben an, dass ihre Mitarbeiter ohne Einschränkungen im Home Office weiterarbeiten würden. Inspiration sind dabei vor allem IT-Unternehmen, die ein sog. Hybridmodell erwägen. Ihrer Ansicht nach werden Büros nur noch ein Ort für Networking, Besprechungen und andere gemeinsame Aktivitäten sein. Als solche verschwinden sie sicherlich nicht, ihr Konzept erinnert jedoch eher an Coworking Center, deren Ziel es ist, ein attraktives Design-Umfeld zu schaffen, in dem man sich treffen möchte. Wahrscheinlich behalten die meisten Unternehmen jedoch die traditionelle Nutzung von Büros bei und die Unternehmenskultur ist nicht in Gefahr.
Die Commerzbank hat nach Ausrufen der Pandemie gleich einen geteilten Geschäftsbetrieb eingeführt. Es haben bis zu 80 % der Mitarbeiter von zu Hause gearbeitet und alle Besprechungen online stattgefunden. Die Kollegen haben noch intensiver und flexibel zusammengearbeitet. Ich bin stolz darauf, wie schnell sie sich auf die neue Situation eingestellt haben. Wir haben auch auf regelmäßige interne Kommunikation gesetzt: organisatorische Hinweise vom lokalen Management sowie einen regelmäßigen „Home Office Guide“ mit Tipps, wie man den Arbeitstag zu Hause gesundheitsförderlich gestalten oder Webinare zur Weiterbildung nutzen kann. Wir werden von diesen Erfahrungen profitieren und in Zukunft, z. B. vermehrt Besprechungen virtuell abhalten. Die Unternehmenskultur wurde gestärkt. Die Unterstützung und Bereitschaft, für Kunden und Kollegen alles zu geben, war und ist bewundernswert.
Als notwendige Maßnahme für das Unternehmen, um eine schwierige Zeit zu überstehen, kann ich das Home Office für die meisten Teams verstehen. Aber als permanenten Betriebsmodus empfehle ich es definitiv nicht. Das spart zwar Zeit und Geld, aber wir wissen, dass die Produktivität bei der überwiegenden Mehrheit beim Home Office abnimmt. Darüber hinaus ist selbst das effizienteste Arbeitspferd immer noch ein Mensch mit all seinen Bedürfnissen, einschließlich der Notwendigkeit, Teil einer Gruppe zu sein. Es ist für eine Weile angenehm, den Kunden bequem von zu Hause aus anzurufen, aber bald vermisst man den persönlichen Kontakt. Interne PR und Unternehmenskultur basieren auf intensiver menschlicher Kommunikation, dem Teilen des Erfolgs Einzelner oder Gruppen, der persönlichen Interaktion. Wenn interne PR in dieser Form verschwinden sollte, würde die gesamte Organisation auseinanderfallen.
Die Unternehmenskultur hört nicht auf zu existieren! Wie bei einigen unserer privaten Beziehungen werden sich die internen Beziehungen des Unternehmens zusammen mit der Kultur teilweise in die Online-Welt verlagern. In der Unternehmenskultur dreht sich immer noch alles um Menschen. Die Software oder das Tool, mit dem wir die Unternehmenskultur im Home Office fördern, wird nur verwendet, um sie zu verbreiten. Was uns erwartet, konnten wir erleben, als wir das „Office“ aufgrund staatlicher Vorschriften für zwei Monate schlossen. Was hat sich gezeigt? Meiner Erfahrung nach, brachte dies die Mitarbeiter näher zusammen, auch wenn sie im Home Office waren. Als heutigen Arbeitsplatz müssen wir auch die Online-Welt akzeptieren. Es ist eine Gelegenheit, die interne Unternehmenskultur anzupassen, zu korrigieren, zu unterstützen und unter den Mitarbeitern stärker zu verbreiten.
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