Kurze Leine, lange Leine? Keine Leine?
Simona Justinová, Executive HR Business Partner, E.ON Česká republika, s.r.o.:
„Verantwortung und Vertrauen sind die Grundlage. Der Leader muss die Herzen und das Vertrauen der Menschen gewinnen, er muss es schaffen, sein Team zu inspirieren, zu motivieren und in seinen Handlungen und Entscheidungen ausreichend energisch und überzeugend sein. Er darf keine Angst vor Verantwortung haben und gleichzeitig muss er den Mitarbeitern genug Freiraum geben, selbständig zu entscheiden. Ein guter Leader schafft für seine Teamkollegen sowohl Chancen zur Weiterentwicklung als auch die Möglichkeit, etwas Neues zu lernen. Er fordert sie und bringt sie in Situationen, in denen sie Neues lernen. Das braucht auch ein regelmäßiges Feedback. Es ist nicht einfach, das als Teil der Unternehmenskultur zu pflegen, aber es ist eindeutig die Richtung, in die wir uns als Gesellschaft bewegen.“
Lucie Vlková, Direktorin der Sprachschule Slůně – svět jazyků, s.r.o.:
„Ich glaube, es gibt darauf keine allgemeingültige Antwort. Warum? Beim Leadership geht es um Kommunikation und Menschenführung. Und Menschen sind, Gott sei Dank, unterschiedlich. In ihrer Natur, Einstellung und in ihren Erfahrungen. Ich würde es so beschreiben: Jeder von uns ist in einer anderen Schulklasse. Je nachdem in welcher Klasse wir sind, brauchen wir einen anderen Ansatz, mit dem wir arbeiten können. Dann wissen wir, was von uns erwartet wird. Ein Leader sollte die Klassen seiner Mitarbeiter erkennen, um die entsprechende Form der Arbeit und der Kommunikation zu wählen, die auch für die Kollegen komfortabel ist. Für den einen heißt das mehr Grenzen und Weisungen, für den anderen mehr Raum und weniger Kontrolle. So können wir dann unseren Leuten helfen, in andere Klassen weiterzukommen. Ich persönlich ziehe Freiraum und freie Handhabe vor. Dabei kann man besser zusammenarbeiten und kreativ sein.“
Michael Neff, Inhaber, PRO Management:
„Ich bin ein Freund der „langen Leine“. Hierdurch erhält der Mitarbeiter mehr Verantwortung und damit eine vertrauensbildende Wertschätzung. Er wird motiviert, identifiziert sich mit dem Unternehmen und die Produktivität erhöht sich. Als ich 1996 nach Tschechien kam, war es das Ziel, die anstehenden Aufgaben mit dieser Philosophie zu bewältigen. Allerdings wurde schnell klar, dass die Führungskompetenzen noch nicht auf dem erforderlichen Niveau waren. Die Fähigkeit zu klaren Zielabsprachen, konkreter Kommunikation, klaren Aufgabenübertragungen, Kontrolle ohne Misstrauen zu generieren etc., sind Kompetenzfaktoren, welche die Führungskräfte sich erst aneignen mussten. Die Situation hat sich bis heute verbessert, die Qualifikation der Mitarbeiter bleibt aber ein aktuelles Thema.“
Robert Scherl, Scherl & Partner:
„Seit 18 Jahren arbeite ich mit meinen Mitarbeitern als Headhunter in Tschechien, Mittelosteuropa, Russland und Kasachstan. Während dieses Zeitraums hatte ich tausende Bewerberinterviews. Eine pauschale Empfehlung, ob man den Manager an der kurzen oder langen Leine hält oder ohne Leine laufen lässt, kann ich hier nicht aussprechen, denn die Menschen und Firmen sind so unterschiedlich und jeder Mitarbeiter sollte und muss unserer Ansicht nach sehr individuell behandelt und geführt werden. Eine Führungskraft ohne eigene Meinung und Intuition ist fehl am Platz und muss selbst an die Leine genommen werden.
Unserer Ansicht nach sollte sich eine Führungskraft bei der Personalauswahl mehr auf den gesunden Menschenverstand und das „Bauchgefühl“ verlassen als auf psychologische Tests.“
Sanjiv Suri, Präsident & CEO, Zátiší Group:
“ ‘Auch wenn der Dirigent selbst keinen einzigen Ton hervorbringt, hat er eine enorme Macht, weil er es schafft, aus allen anderen das Beste rauszuholen.’ Ben Zander (44 Jahre, Dirigent von Boston Philharmonic Orchestra).
Ich selbst bin fest überzeugt, dass es beim Leadership um Visionen geht, und darum die richtigen Leute am richtigen Platz einzusetzen. Dann genügt es, ihnen völlig freie Hände zu lassen, damit sie vorwärtskommen und die gesetzten Ziele erreichen können.“