Die „Formel 1“ aus Ostrava
Ein Unternehmen aus Ostrava hat sich in der höchsten „Liga“ der Automotive-Branche durchgesetzt
In Deutschland entdeckte er die Welt der federleichten und superfesten Materialien, die in der Automobil- und Luftfahrtindustrie verwendet werden. In Tschechien baute Thomas Brebeck danach eine eigene erfolgreiche Firma auf, setzte sich durch und expandierte in seine Heimat, nach Deutschland.
Thomas Brebeck erinnert sich noch genau an den Moment, der ihn so faszinierte, dass er später sein gesamtes Berufsleben danach ausrichtete. „Ich war 16 Jahre alt und eine Firma mietete sich von meinem Vater eine Garage. Sie mussten dort einige Umzugssachen einlagern. Damals habe ich zum ersten Mal die Formel 1 gesehen“, erinnert sich Thomas Brebeck an das eindrucksvolle Erlebnis in seiner Heimat in Niederbayern. Seit dieser Zeit haben ihn der Motorsport und die dort verwendeten Materialien in den Bann gezogen – so sehr, dass er ausgerechnet bei der Firma in die Lehre ging, die in der Garage seines Vaters vorübergehend einen Brabham-BMW aus der Formel 1 abgestellt hatte.
Vom Angestellten zum Chef
Nach der Ausbildung zum Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik blieb er in diesem Bereich und arbeitete 22 Jahre bei deutschen Unternehmen in Bayern. Danach allerdings kam es zu einer großen Veränderung, und Thomas Brebeck begann an der Geschichte einer eigenen erfolgreichen Firma zu schreiben. Um es nicht ganz so leicht zu machen, gründete er diese Firma nicht daheim in Bayern, sondern in Ostrava, von wo aus er im vergangenen Jahr nach Deutschland expandierte.
Die unkonventionelle Expansion der Firma, die High-Tech-Teile aus Karbon-, Glas- und Aramidfasern für den Motorsport, die Automobil- und Flugindustrie herstellt und repariert, hat einen einfachen Grund: Wie so oft steckt eine Frau dahinter. „Dass ich ausgerechnet in Tschechien bin, liegt an der Liebe zu meiner Frau. Vorher hat sie mit mir elf Jahre in Bayern gelebt, jetzt muss ich elf Jahre hier bleiben“, lacht Thomas Brebeck.
„Der Cousin meiner Frau hat mir damals ein Investitionsangebot gemacht, das es mir ermöglichte, hier in meinem Bereich unternehmerisch tätig sein zu können“, sagt Brebeck. Nach mehr als zwei Jahrzehnten in der Rolle eines Angestellten hatte er sich damit für einen Wechsel entschieden: Im Jahr 2011 gründete er gemeinsam mit dem Investor Marcel Benda in Ostrava die Firma Brebeck Composite. Zu Beginn hatten sie zwei Angestellte, nach einem Jahr waren es schon zwölf. „Der Anfang war ziemlich schwer. In einer völlig verfallenen Halle mussten wir alles selbst reparieren und sie so umbauen, dass wir darin High-Tech-Teile produzieren können. Wir haben jeden Tag 17 Stunden gearbeitet, sieben Tage die Woche“, erinnert er sich. Die Mühe hat sich gelohnt.
Vom Asphalt in die Luft
Brebeck hatte aus seinen vorangegangenen Beschäftigungen noch gute Kontakte, und es gelang ihm früh, Aufträge an Land zu ziehen. „Danach mussten wir mit Qualität und Leistung überzeugen“, sagt Brebeck. Das hat offensichtlich funktioniert: Zu den Kunden der Firma, die sich auf extrem feste und zugleich sehr leichte Materialien spezialisiert, gehören große Namen wie BMW, Audi, Porsche, KTM MotoGP und andere. Für sie stellt die Firma zum Beispiel Motorhauben, Stoßstangen und andere Fahrzeugteile her, die danach oft bei erstklassigen Rennveranstaltungen wie dem legendären 24-Stunden-Rennen von Le Mans zum Einsatz kommen. „Manchmal können wir schon am Sonntag in den Renn-Übertragungen im Fernsehen sehen, was wir am Montag reparieren oder erneut herstellen müssen“, lacht Brebeck und weist darauf hin, dass die Arbeit seiner Firma zu einem gewissen Teil auch über Sieg und Niederlage der Rennställe entscheidet. Obwohl der Automotive-Sektor zurzeit die Hauptzielgruppe darstellt, bemüht sich Brebecks Firma, sich auch in anderen Bereichen wie etwa in der Luftfahrt durchzusetzen. „Mit Autos sind wir gewachsen, aber es ist zu riskant, von diesem einen Bereich abhängig zu bleiben“, sagt Brebeck.
Heute beschäftigt Brebeck bei Ostrava bereits 70 Mitarbeiter, im vorigen Jahr gründete er eine Niederlassung in Deutschland mit 15 Beschäftigten und Anfang 2017 übernahm er eine weitere deutsche Firma mit zehn Angestellten. Für dieses Jahr erwartet Brebeck einen Umsatz von etwa 10 Millionen Euro. Wie lautet das Rezept für einen solchen Erfolg? „Wir sind ein Familienunternehmen, das nur deshalb so gut funktioniert, weil wir alle an einem Strang ziehen. Der Vorteil meiner Kollegen besteht darin, dass ich selbst lange Zeit als Angestellter gearbeitet habe und erst mit der Gründung meiner Firma zum Chef geworden bin“, fügt Brebeck an.
Autor: Pavla Francová
Quelle des Beitragsbildes: Brebeck Composite