Crowd-Auto
Drei Jungunternehmer aus München bauen einen etwas anderen Stromer.
Die Gründer von Sono Motors, alle U30, stehen mit ihrem Elektroauto Sion im Münchner Olympiastadion und bieten Probefahrten an. Die Sonne scheint. Das ist so schön wie praktisch, denn das E-Auto hat neben einer Ladesteckdose auch 330 Einzelsolarzellen, die den Wagen auf einer Fläche von 7,5m2 bedecken.
Rund 1.700 Vorbestellungen stehen schon im Auftragsbuch. Bis Weihnachten benötigen die jungen Münchner weitere 3.300, um den Sion weiterzuentwickeln und mit einem noch geheimen Zulieferer aus Europa die Produktion zu starten. Im Sommer 2019 wollen sie ausliefern. Drei Monate lang werben die Automacher nun in 6 Ländern und 12 Städten mit Probefahrten. So möchten die Gründer Navina Pernsteiner, Jona Christians und Laurin Hahn die Bestellungen ankurbeln.
Der Kunde redet mit
Das rasante Tempo legen die Startupper seit Tag Eins hin. Sono Motors wurde Anfang 2016 gegründet, ein halbes Jahr später startete die Crowdfunding-Kampagne. Das Ergebnis: 850.000 €, dreimal so viel wie angepeilt. „Uns hat das geholfen, einen Partner für die Entwicklung des Prototyps zu finden. Ein Konzept kann jeder vorlegen, aber wir konnten mit dem Crowdfunding zeigen, wie viele Menschen so ein Auto auch wollen“, erklärt Jona Christians. Bald stiegen drei Investoren ein und bereits ein Jahr später, im Juli 2017, hieß es „release!“. Der Sion-Prototyp war auf der Welt.
Der Fokus auf die Crowd macht Sono Motors einzigartig, findet Jona Christians. Die Münchner beziehen die Crowd bei Design-Fragen mit ein und legen viele Prozesse offen. Ein Online-Counter wird bald den aktuellen Stand an Vorbestellungen anzeigen. „Wir wollen das Auto nicht im Hintergrund entwickeln, sondern transparent arbeiten“, erklärt Christians. Die Probefahrer können per Umfrage direktes Feedback zum Auto geben und bei der Farbe des Sion mitentscheiden – denn es wird nur eine geben. Diese Kommunikation kommt gut an. Das Startup hat viele Unterstützer in der Crowd, die den Sion eifrig in sozialen Netzwerken promoten, Anregungen liefern und so helfen, das „Solarcar for everyone“ möglich zu machen. Denn genau das haben die Münchner beim Crowdfunding versprochen. Und es scheint, als ob der Plan aufginge, denn auch beim Crowdinvesting läuft es gerade erfolgreich.
Ein Anti-Tesla?
Wie wichtig dabei der Faktor Solar ist, bleibt unklar. Damit fährt der Sion zwar bis zu 30 Kilometer extra, und man kann ihn als mobile Steckdose beim Camping nutzen, für Vielfahrer oder gar bei schlechtem Wetter ist das aber kaum relevant. Auch die Probefahrten sind nüchterner. „Eigentlich läuft es wie bei jedem anderen Autokauf auch“, so Jona Christians. Die Kunden fragen nach technischen Details, der Entwicklung und ob der Sion die Kaufprämie für Elektroautos erhält. „Ja, aber vielleicht in einer Variante, durch die er entsprechend teurer wird, denn die Prämie trägt zu 50 Prozent der Hersteller selbst“, heißt es von Sono Motors. Ein wichtiger Hinweis, denn bislang punktet der Sion mit einem für Elektroautos überraschend günstigen Preis von 16.000 Euro. Die Batterie kostet extra, aktuell 4.000 Euro, um sie den Endkunden zu flexiblen Marktpreisen anzubieten. Alternativ kann man sie mieten. Der schnelle Fortschritt ist also integrierbar. Um den Preis weiter niedrig zu halten, werden auch günstige lizenzfreie Bauteile anderer Hersteller verwendet. Zielgruppe des Stromers: vor allem City Pendler und Familien. Ein „Anti-Tesla“, wie ihn Thomas Meichsner, Chefberater für den Bereich Fertigung, nennt.
Spannend bleibt es jedenfalls. Auch aufgrund der aktuellen Lage in der Automotive-Industrie. Die etablierten Hersteller könnten nun mit viel Ressourcen in das Elektrozeitalter durchstarten und statt mobiler ‚grüner Visitenkarten‘ gewinnträchtige E-Autos auf den Markt werfen. Noch gaben die jüngsten Skandale Sono Motors eher Rückenwind. „In Kooperationsgesprächen werden wir jetzt richtig ernst genommen. Es findet weniger Aushorchen und mehr produktives Gespräch statt. Plötzlich sind wir echte Konkurrenten“, freut sich Jona Christians. Das Auto-Konzept der jungen Unternehmer wirbelt jedenfalls Staub auf. Möglicherweise geht bald das erste Solarauto in Serienfertigung.
Preis Auto |
16.000 € |
Preis Batterie |
4.000 € |
Reichweite |
250 km |
…mit Sonnenenergie |
max. 30 km |
Maximalgeschwindigkeit |
140 km/h |
Antrieb |
80 KW (109 PS) Drei-Phasen Asynchronmotor |
Kofferraum |
650 l /1250 l |
Autor: Thea Windisch
Quelle der Beitragsbilder: Sono Motors